Übelkeit und Erbrechen in der palliativen Situation

21.02.2021

Die Themen Übelkeit und Erbrechen stellen in der Behandlung palliativer Patienten eine besondere Herausforderung dar. So werden zum Beispiel die Symptome von PatientInnen und Angehörigen unterschiedlich bewertet. PatientInnen werden vermutlich das Symptom Übelkeit für sich negativer bewerten, als ein oftmals als entlastend empfundenes Erbrechen.

Angehörige hingegen bewerten tendenziell das Erbrechen als stärkere Symptombelastung.

Die besondere Herausforderung liegt darin, dass die Ursachen für Übelkeit und Erbrechen sehr vielfältig sein können. Entsprechend sollte vor Beginn einer Behandlung eine möglichst differenzierte Betrachtung der möglichen Ursachen vorgenommen werden.

 

Mögliche Ursachen für eine Übelkeit:

die Grunderkrankung selbst

durch onkologische Behandlungen (zum Beispiel Chemotherapie, Bestrahlung)

durch schmerztherapeutische/palliativmedizinische Behandlungen (zum Beispiel Morphinpräparate)

durch Ernährungsbehandlung (parenterale Ernährung)

stoffwechselbedingte Ursachen (zu hohe Kalziumswerte im Blut, zu hohe Nierenwerte)

Hirnödem (Schwellung und Flüssigkeitseinlagerung um Metastasen im Gehirn selbst)

Ängste, psychische Belastungen

 

Mögliche Ursachen für Erbrechen:

Verschluss oder Engstellen im Bereich des Magen-Darmtraktes (Ileus, Subileus durch Verschluss)

Träger Darm bzw. völlig fehlende Darmaktivität (Peristaltik) durch Lähmung der Darmaktivität

Hirndrucksymptomatik bei Hirnmetastasen

 

Entsprechend sind die Therapiemöglichkeiten vielfältig.

So wird es zum Beispiel nicht möglich sein, eine durch Angst ausgelöste Übelkeit mit einem herkömmlichen Medikament gegen Übelkeit wie zum Beispiel MCP erfolgreich zu behandeln.

In dieser Situation kommend angstlösende Medikamente und gegebenenfalls auch Antidepressiva eines bestimmten zum Einsatz.

Erschwerend kommt hinzu, dass oftmals nicht nur ein einziger Grund zu Übelkeit und Erbrechen führt. Dies erfordert oftmals ein mehrstufiges Vorgehen und die Kombination verschiedener Therapiestrategien.

Bewährt und als Mittel der ersten Wahl hat sich in einem Therapie-Schema Haloperidol als Tropfen Anwendung oder zur Injektion bewährt. Insbesondere stoffwechselbedingte aber auch durch Medikamente verursachte Übelkeit und Erbrechen können hiermit im Regelfall gut behandelt werden. Unter Umständen macht auch die Kombination mit einem sogenannten 5HT3-Antagonisten (zum Beispiel Ondansetron) Sinn.

Bei Patienten Schluckstörung können Pflasters Systeme (Scopolamin/auch als Reise Pflaster bekannt) und die Anwendung von Haloperidol als subkutane Injektion (ein Spritzen unter die Haut) erfolgreich eingesetzt werden.

Ist der Magen-Darm-Trakt durch das Tumorwachstum verstopft/verschlossen, sollte über, den Magen-Darm-Trakt entlastende Therapieverfahren, wie zum Beispiel eine sogenannte Entlastungs-PEG (ein Schlauch wird operativ durch die Bauchdecke in den Magen oder Zwölffingerdarm gelegt, um diese staunende Flüssigkeit ablassen zu können) diskutiert werden.

Wichtig ist diesem Zusammenhang festzustellen ob der Darm überaktiv oder gelähmt (paralytischer) ist. Ist er paralytischer machen begrenzt Medikamente zur Steigerung der Magen-Darm Aktivität Sinn (MCP). Vorsicht ist jedoch bei hyperaktivem Darm geboten, da hier aktivitätssteigernde Medikamente zusätzliche Schmerzen auslösen können.

Ein wichtiger, weil sehr häufig beobachtetes Problem stellt das Thema Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit einer durchgeführten Ernährungsbehandlung dar. Oftmals ist die Leber der gesamte Stoffwechsel nicht mehr in der Lage die angebotenen Nährstoffe, insbesondere Fette, ausreichend zu verarbeiten.

In diesem Zusammenhang grundsätzlich für das Thema voranschreitende Tumorerkrankung erörtert und eine Nutzen/Nebenwirkungsabwägung der bisherigen Therapie vollzogen werden. Oftmals ist bereits die Umstellung der Ernährungslösung mit Reduktion des Fettanteils lindernd.

Gute Erfahrungen gibt es zum Teil mit der Anwendung von Cannabispräparaten. Diese reduzieren Übelkeit, verbessern das Allgemeinbefinden steigern oftmals auch den Appetit. Dieser Effekt ist jedoch nicht unbegrenzt wirksam, kann aber über einige Zeit jedoch zur Stabilisierung beitragen. Die Anwendung von Cannabispräparaten ist bei gesetzlich Versicherten PatientInnen im Rahmen eines Antragsverfahrens genehmigungspflichtig.

 

Sie sehen also, dass es vielfältige Möglichkeiten zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen gibt, die jedoch mit Bedacht und Überblick zum Einsatz gebracht werden sollten.